Das alleinige Urheberrecht dieses Beitrags liegt beim Verfasser Dr. Walter Potthast.

 

Geschichte

Über die Anfänge des Schützenwesens in Traar existieren heute nur noch wenige Dokumente, die keinen vollständigen Überblick über die Entstehung und Entwicklung des Schützenlebens in Traar erlauben. Gleichwohl ist es eine reizvolle Aufgabe, anhand der bruchstückhaften Informationen, die heute noch verfügbar sind, eine geschichtliche Betrachtung zu versuchen, die notwendigerweise Lücken aufweisen muss.

 

Schützengesellschaft von Rath und Vennikel

Theodor Giesberts hat früher (im Festbuch zum Schützenfest von 1973 und zuletzt in: Leben in Traar, Haus- und Heimatbuch, 1991, Seite 272 ff.) schon berichtet, daß er im Archiv der kath. Pfarrkirche von Traar zwei Urkunden entdeckte, welche auf die Ursprünge des Schützenwesens in Traar hinweisen. Auf dem ältesten Dokument vom 3. August 18 12 gibt der Baron Friedrich August von Kleist, Besitzer der Burg Rath, eine „Specification über das Schützen-Silber". Danach waren 1810 ohne den Vogel 63 Silber-Stücke vorhanden. Davon hat Baron Kleist seinerzeit insgesamt 27 Stücke abgenommen, um dafür auf Ersuchen der Schützengesellschaft zwei neue Brudermeisterstäbe anfertigen zu lassen. Es ist zwar nicht sicher, aber doch zu vermuten, dass es sich bei den 63 Stück Silber um Königsschilde handelte. Wenn weiter unterstellt wird, dass damals jährlich ein Vogelschießen und Schützenfest veranstaltet wurde, so steht recht sicher fest, dass die Anfänge des Schützenwesens auf dem Gebiet des heutigen Traar, welches damals aus den Honschaften Rath und Vennikel bestand, mindestens bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgehen. 

 

Über das Schicksal der restlichen 36 Silberplatten der Schützengesellschaft von Rath und Vennikel verhält sich eine weitere Urkunde aus dem Traarer Pfarrarchiv, auf die Theodor Giesberts bereits hingewiesen hat. Danach erklärten am 5. Juli 1832 die „unterzeichneten Mitglieder der Schützengesellschaft von Rath und Vennikel" sich damit einverstanden, daß ihr Königssilber verkauft und der Ertrag verzinslich angelegt werden sollte unter der Bedingung, dass das Kapital samt den Zinsen später für den Bau einer neuen Kapelle auf der Traarheide verwendet werden sollte. Der Bockumer Pfarrer Schmitz quittierte am 20. August 1832 den Empfang des Silbers. Mit dem Bau einer Kirche in Traar wurde wenig später begonnen; am 18. November 1834 wurde das Gotteshaus eingeweiht. 

 

Die Trennung von dem gesamten Schützensilber bildet ein Indiz dafür, dass sich die Schützengesellschaft von Rath und Vennikel damals aufgelöst hat. Dieser Vorgang passt in das allgemeine Zeitgeschehen, denn am Ende des 18. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist generell ein Rückgang des Schützenwesens zu beobachten, der im Rheinland vor allem durch die Abtretung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich sowie die Herrschaft Napoleons, aber auch die anfängliche Skepsis der protestantisch geprägten preußischen Regierung ausgelöst wurde.

 

Traarer Schützengesellschaft von 1850

Gleichfalls in Übereinstimmung mit der allgemeinen Entwicklung des Schützenwesens bildete sich im Jahre 1850 die neue „Traarer Schützengesellschaft". Das geht zweifelsfrei aus einem Protokoll vom 7. September 1851 hervor, welches sich zunächst über die auf ein Jahr befristete Wahl eines vierköpfigen Vorstandes verhält und dann weiter ausführt: „Die Schützengesellschaft hat bereits ein Jahr bestanden, und im 2 ten Jahr beschlossen, daß bei Herbstkirmes zwei Tage Musik gehalten werden sollten.
"Die Silberstücke der Schützenkönige aus den Jahren 1850, 1851, 1852 und 1853 sind heute noch an der Königskette befestigt. Die älteste Silberplatte aus dem Jahr 1850, die vom damaligen Schützenkönig Franz Dahmen gestiftet wurde, hat die Form eines Sternes. Die auffälligste Königsplakette in der Gestalt eines silbernen Vogels mit einer goldenen Krone stammt aus dem Jahr 1852. Sie kostete damals vier Thaler und 15 Silbergroschen und wurde von Schützenkönig Mathias Bovenschen gestiftet.
Das heute noch vorhandene „Handbuch der Traarer Schützengesellschaft" enthält neben dem Protokoll vom 7. September 1851 noch Aufzeichnungen über die Einnahmen und Ausgaben in den Jahren 1851 bis 1856 und die Mitgliederverzeichnisse von 1852 bis 1855. Diese Aufzeichnungen geben interessante Einblicke in die Aktivitäten der damaligen Traarer Schützengesellschaft, die in den Jahren 1852 bis 1855 immer etwas mehr als 50 Mitglieder hatte. Die Aktivitäten der Traarer Schützengesellschaft beschränkten sich 1851 noch auf das alljährliche Vogelschießen und Schützenfest sowie auf das gesondert beschlossene zweitägige Fest anlässlich der Herbstkirmes. In den folgenden Jahren kamen noch eine Neujahrsfeier, ein Fastnachtsball, die Errichtung eines Maibaums sowie Feste zur Früh- und Herbstkirmes hinzu, wobei das jährliche Schützenfest immer mit einer Kirmes verbunden wurde. Für das Jahr 1856 ist nur noch eine Veranstaltung am Fastnachts-Montag (heute: Rosenmontag) verzeichnet; dann enden die Eintragungen.

Es deutet alles darauf hin, dass sich die Traarer Schützengesellschaft im Jahre 1856 aufgelöst hat. Der Grund für die Auflösung liegt vermutlich darin, dass die Einnahmen in den Jahren 1855 und 1856 zusehends hinter den Ausgaben zurückblieben. Die Sommerkirmes 1855 endete mit einer Unterdeckung von gut einem Thaler, der Verlust bei der Herbstkirmes 1855 belief sich auf gut 15 Thaler und der Fastnachts-Montag 1856 brachte nochmals einen Verlust von etwa 13 Thalern. Die Zusammensetzung der Einnahmen und Ausgaben der Traarer Schützengesellschaft von 1850 weist ebenfalls interessante Besonderheiten auf: Die Einnahmen setzen sich im wesentlichen aus Eintrittsgeldern und Mitgliedsbeiträgen zusammen; daneben werden aber auch Strafgelder und Einstände neuer Mitglieder bei den Einnahmen verbucht. Die Ausgaben bestehen zum überwiegenden Teil aus Kosten für Musikanten; darüber hinaus hat die Gesellschaft aber in jedem Jahr auch „Armengelder" ausgegeben.

 

Bürgerschützenverein zu Traar von 1863

Im Jahre 1863 wurde der Bürgerschützenverein zu Traar gegründet, dem ein Präsident, mehrere Vizepräsidenten und ein „Comitee" vorstanden. Die Zahl der Comitee-Mitglieder schwankte zwischen 13 im Jahre 1863 und 30 im Jahre 1913.
Über die Gründung dieses Vereins, welcher der unmittelbare Vorläufer des heutigen Vereins gewesen ist, liegen leider keine Dokumente mehr vor. Der Bürgerschützenverein von 1863 hat aber das alte Handbuch der Traarer Schützengesellschaft fortgeführt und darin die Namenslisten der Mitglieder sowie die Einnahmen und Ausgaben verzeichnet. Daneben ist in dem alten Handbuch noch das Protokoll einer Comitee-Sitzung vom 9. November 1893 enthalten. Die Aufzeichnungen in dem eigenen „Protocolt-Buch des Traarer Bürger-Schützen-Vereins", welches heute noch vorhanden ist und bis 1973 fortgeführt worden ist, beginnen leider erst im Jahre 1883.
Die Übernahme des Handbuches der Traarer Schützengesellschaft von 1850 weist auf eine Kontinuität des Traarer Schützenwesens hin. Dafür spricht auch eine Protokollnotiz aus dem Jahre 1883, wonach die Generalversammlung auf Vorschlag des Präsidenten Michael Kreifels beschloß, daß die alte Schützenfahne von 1850, die beim früheren General Bovenschen aufbewahrt wurde und dort ein Raub der Flammen geworden war, durch eine neu anzuschaffende Fahne ersetzt werden sollte. Auf der anderen Seite wurde im Jahre 1888 hervorgehoben, daß der Verein in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen feierte, was dafür spricht, daß die Vereinsmitglieder die Bildung des Bürgerschützenvereins zu Traar im Jahre 1863 als Neugründung ansahen.

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Der Bürgerschützenverein zu Traar hielt seit 1863 alle zehn Jahre ein Vogelschießen und Schützenfest ab. Nur in den Jahren 1923 und 1943 fand wegen der besonderen wirtschaftlichen und politischen Lage kein Vogelschießen und Schützenfest statt. Die Beteiligung an all diesen Schützenfesten war enorm. Es nahmen jeweils zwischen 150 und 160 aktive Schützen an den Veranstaltungen und Umzügen teil; dieser Rahmen wurde nur im Jahre 1883 mit 109 aktiven Schützen unter- und im Jahre 1933 mit etwa 200 aktiven Schützen deutlich überschritten. Die Zahl der passiven Mitglieder steigerte sich kontinuierlich von 100 im Jahre 1863 auf ungefähr 400 im Jahre 1933.
Das Schützenleben, welches in Traar seit 1863 alle zehn Jahre stattfand, dauerte jeweils nur eine kurze, aber sehr intensive Zeit. Wenn ein Vogelschießen und Schützenfest anstand, berief der Präsident für Ostermontag eine Generalversammlung ein, bei der über die Durchführung eines Schützenfestes entschieden und das Präsidium sowie das Comitee neu gewählt wurden. In der Folgezeit tagte das Comitee fast wöchentlich; zusätzlich wurden noch ein bis zwei Generalversammlungen abgehalten, auf denen u.a. die Chargen versteigert wurden, wobei übrigens für die Position des Generals regelmäßig erheblich weniger geboten wurde als für niedere Chargen, insbesondere für das Amt des Fähnrichs oder „Doctors". Das Vogelschießen fand üblicherweise erst ein bis zwei Wochen vor dem Schützenfest statt, welches offiziell von sonntags bis dienstags abgehalten wurde, aber meistens schon samstags mit dem Eintreffen der besonders begehrten Militärmusik begann. Der Schützenkönig, der erst ganz kurz vor dem großen Fest ermittelt wurde, erhielt übrigens ein Königsgeld bzw. Königsgehalt, welches ursprünglich 12 Thaler betrug und bis auf 300 Mark im Jahre 1913 anstieg, wobei dem König später vorgegeben wurde, einen bestimmten Teil dieser Summe für seine Silberplatte zu verwenden. Im Sommer nach dem Schützenfest fand dann noch eine letzte Generalversammlung statt, auf welcher ein Rechenschaftsbericht abgegeben wurde und der Präsident mit der Anberaumung der nächsten Generalversammlung beauftragt wurde. Bis dahin ruhte das Vereinsleben dann grundsätzlich zehn Jahre lang.
Obgleich der Bürgerschützenverein zu Traar rückblickend nur alle zehn Jahre Vogelschießen und Schützenfest abgehalten hat, handelte es sich dabei nicht um eine starre Regel. Zum einen wurden auch in anderen Jahren Veranstaltungen durchgeführt. So veranstaltete der Verein beispielsweise im Jahre 1864 am 8. Februar einen Schützenball und am 3 1. Mai ein Scheibenschießen. Zum anderen gab es mehrmals Bestrebungen, Vogelschießen und Schützenfest außerhalb des Zehn Jahres-Rhythmus abzuhalten. Entsprechende Überlegungen sind zumindest für die Jahre 1888 und 1900 urkundlich belegt.

 

Die letzte Generalversammlung am 8. Juli 1883 fasste den Beschluss, „am Ostermontag im Jahre 1888 in dem jetzigen Vereinslokal bei Johann Stappert eine General-Versammlung durch den Präsidenten anzuberaumen". Dementsprechend wurde am Ostermontag, dem 2. April 1888, eine Versammlung des Bürgerschützenvereins Traar abgehalten, die anstelle des erkrankten Präsidenten Michael Kreifels das Comitee-Mitglied Johann Kreutzer leitete. Dieser trug den Wunsch des Präsidenten vor, „in Anbetracht der schlechten Zeiten und Verhältnisse in diesem Jahr kein Schützenfest zu feiern". Es meldeten sich Gegenstimmen aus der Versammlung, die „besonders im Interesse der Jugend" für die Durchführung eines Schützenfestes plädierten, „zumal der Verein in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen und der Herr Präsident Michael Kreifels sein 25jähriges Jubiläum feiern; nur aus diesen Gründen müsse unbedingt etwas geschehen".

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Johann Kreutzer gab daraufhin bekannt, daß der Präsident auf alle zu seiner Ehre erwogenen Festlichkeiten verzichtete.Nach dem Sitzungsprotokoll wurde dann eine „heftige Diskussion geführt". Herr Kreutzer wurde schließlich gebeten, eine weitere Versammlung anzuberaumen, in welcher der Präsident selbst anwesend sein sollte. Diese weitere Versammlung fand am 22. April 1888 statt. Präsident Kreifels, der wieder genesen war, bestätigte zunächst die vorangegangenen Ausführungen von Johann Kreutzer. Er bedankte sich „für die ihm zu erweisende Ehre als Präsident des seit dem Jahre 1863 bestehenden Schützenvereins und hob nochmals hervor, daß unter den bereits am Ostermontag angesprochenen Gründen ein Schützenfest in diesem Jahr nicht gut gefeiert werden könnte". Dieser Auffassung des Präsidenten schloß sich die Versammlung nach einiger Diskussion an und faßte mit Stimmenmehrheit den Beschluß, in diesem Jahr kein Schützenfest zu feiern. Die nächste Generalversammlung sollte am Ostermontag im Jahre 1893 abgehalten werden.

Ein anderer Versuch, von dem Zehn-Jahres-Rhythmus der Schützenfeste abzuweichen, wurde 1893 vom Comitee unternommen. Obwohl die letzte Generalversammlung am 25. Juni 1893 beschlossen hatte, daß die nächste Generalversammlung erst am Ostermontag im Jahre 1903 stattfinden sollte, faßte das Comitee auf einer Versammlung am 9. November 1893 den einstimmigen Beschluß, daß das nächste Schützenfest nicht erst im Jahre 1903, sondern ausnahmsweise schon im Jahre 1900 stattfinden sollte. Die darauffolgenden Schützenfeste sollten dann wieder im Abstand von zehn Jahren abgehalten werden. Dementsprechend fand am 16. April 1900 eine Generalversammlung statt, auf welcher der Präsident Michael Kreifels vortrug, „daß das Comitee 1893 beschlossen habe, im Jahr 1900 Schützenfest zu feiern, ohne jedoch bedacht zu haben, daß in diesem Jahr die Kirmes gerade auf Pfingsten fiel". Es wurde sodann heftig darüber diskutiert, ob das Schützenfest in diesem Jahr gefeiert werden sollte oder ob man noch ein Jahr warten sollte.

Schließlich beschloß die Versammlung, am Ostermontag im Jahre 1901 abermals eine Generalversammlung anzuberaumen und im Jahre 1900 auf das Schützenfest zu verzichten. Die nächste Generalversammlung am 8. April 1901 beschloß dann „nach einigem heftigen Für und Gegen", das Schützenfest auch in diesem Jahr nicht zu feiern, sondern bis 1903 zu warten.

 

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Schützenfest 1913

 

Eine Sondersitzung des Comites fand übrigens auch am 6. September 1914 statt. Auf der Tagesordnung stand nur ein Thema, und zwar „die Unterstützung der hilfsbedürftigen Bürger von Traar während der Kriegszeit". Der neue Präsident Wilhelm Hilden stellte den Antrag, die hilfsbedürftigen Bürger und Arbeitslosen zu unterstützen. Das Comitee beschloss einstimmig, von dem vorhandenen Bestand von ca. 700 Mark einen Betrag von 300 Mark dem Präsidenten für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen.
Die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts fallen wie gesagt aus dem Veranstaltungsturnus des Bürgerschützenvereins heraus. Am 2. April 1923 wurde eine Generalversammlung abgehalten zu der „Kardinalfrage: Sollen wir dieses Jahr Schützenfest feiern oder nicht?". Präsident Hilden sprach sich wegen der politischen und finanziellen Lage für eine Vertagung um ein Jahr aus. Die anschließende Diskussion verlief kontrovers. Am Ende wurde beschlossen, drei Wochen später eine weitere Versammlung zu halten und vorher eine ComiteeSitzung zur weiteren Vorberatung durchzuführen. Auf der anschließenden Comitee-Sitzung am 13. April 1923 wurde von der Durchführung eines Schützenfestes in diesem Jahr abgesehen und statt dessen - entsprechend einer Anregung aus der Generalversammlung - vorgeschlagen, ein eintägiges Volksfest am 8. Juli 1923 abzuhalten. Die nachfolgende Versammlung am 22. April 1923 sprach sich aber mit 29 zu 24 Stimmen gegen diesen Vorschlag aus und erteilte den Auftrag, die nächste Generalversammlung am Ostermontag 1924 einzuberufen.

 

 Am 21. April 1924 beschloss die Generalversammlung nach längerer Diskussion wiederum, „wegen der schlechten Zeit" auch in diesem Jahr von einem Schützenfest abzusehen und eine neue Generalversammlung im nächsten Jahr durchzuführen. Die Generalversammlung am 15. März 1925, die nach dem Ableben des Präsidenten Hilden von dem Vizepräsidenten Edmund von Holtum sen. eröffnet wurde, wählte zunächst einen neuen Vorstand mit dem Präsidenten Benjamin Schmitz an der Spitze. Hinsichtlich der Veranstaltung eines Schützenfestes in diesem Jahr führte der Protokollführer aus: „Mit Rücksicht auf die politische Lage und in Anbetracht des 75jährigen Jubelfestes des hiesigen Männergesangvereins wurde von einer Veranstaltung Abstand genommen. Dieser Punkt wurde bis zum Jahr 1926 zurückgestellt." Auf der gut besuchten Generalversammlung am 21. März 1926 wurde erneut gefragt, wie sich die Versammlung zur Abhaltung eines Schützenfestes im Jahre 1926 stellte. Die Versammlung war im Prinzip für die Abhaltung eines Schützenfestes. Der Vorstand hatte aber Bedenken bzgl. der Finanzierung. Schließlich wurde - ganz fortschrittlich und basisdemokratisch - die Durchführung einer Volksbefragung beschlossen. Vertrauensleute sollten die Einwohner mit Listen besuchen und letztere sollten sich durch ihre Unterschrift für die Abhaltung eines Schützenfestes aussprechen und sich gleichzeitig zur Beitragszahlung verpflichten. Die folgende Generalversammlung am 5. April 1926 wurde nur noch von 16 Schützen besucht. Ganze sieben Einwohner hatten sich in die Listen eingetragen und somit für die Abhaltung eines Schützenfestes ausgesprochen. Dazu merkte der Schriftführer an: „Diese fast einmütige Haltung der Einwohnerschaft gab klar und deutlich zu erkennen, dass sie sich des Ernsts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Notlage wohl bewusst ist." Das Schützenfest wurde nochmals um ein Jahr verschoben, die nächste Generalversammlung sollte 1927 stattfinden. Im Jahre 1927 wurde jedoch gar keine Generalversammlung mehr durchgeführt. Nach vier vergeblichen Anläufen fand in den 20er Jahren endgültig kein Schützenfest statt.

 

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Schützenfest 1933

Schließlich war auch die Durchführung des letzten Schützenfestes vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1933 nicht von Anfang an gesichert. In der ersten Sitzung am 12. April 1933 war der Vorstand vielmehr der Meinung, „dass die wirtschaftliche Lage ein solches Fest nicht rechtfertige". Daneben waren nach Ansicht des Vorstandes aber auch noch andere Momente zu berücksichtigen, insbesondere „die nationale Bewegung im Jahre 1933". Der Vorstand entschloss sich daher, „die Vorsitzenden der örtlichen Vereine zu einer Befragung einzuladen, um durch sie die Stimmung der Bevölkerung kennenzulernen". Außerdem sollten dazu zwei Vertreter der nationalen Parteien eingeladen werden. Auf der Versammlung der örtlichen Vereine am 26. April 1933, wo z. B. die Orchestervereinigung, der Männergesangverein, der Kath. Arbeiterverein, der Pfarr-Cäcilien-Chor, die Feuerwehr, die Sanitäterkolonne, der Reiterverein, der Turnverein und die Bürgergesellschaft Klieth vertreten waren, wurde die Frage der Durchführung eines Schützenfestes im Jahre 1933 kontrovers diskutiert. Ein „Vertreter der nationalen Parteien" äußerte den neuen Gedanken, „dass das Schützenfest geeignet sei, den Wehrgedanken zu fördern." Schließlich hieß die Versammlung das Schützenfest gut und bestimmte die Frühjahrskirmes als Termin, wobei das Vogelschießen „acht Tage vorher" stattfinden sollte. Da die Kirmes in diesem Jahr auf das Pfingstfest fiel, sollte der Pfingstsonntag von jeglicher Festlichkeit freibleiben. Die Generalversammlung am 30. April 1933 nahm diesen Vorschlag an und beschloss, am Pfingstmontag und -dienstag ein Schützenfest abzuhalten. 

 

Im Jahre 1943 fand wegen des Zweiten Weltkrieges bekanntlich kein Vogelschießen und Schützenfest statt. Die nächste Generalversammlung wurde erst am 6. April 1953 im Saale Antons durchgeführt. Dabei sprach der amtierende Präsident Benny Schmitz „seine Bedenken, die besonders in der finanziellen und wirtschaftlichen Lage zu suchen seien, gegen die Abhaltung eines Schützenfestes aus". Gleichwohl beschloss die Versammlung „nach lebhafter Debatte" bei zwei Gegenstimmen, das Schützenfest an den Frühjahrskirmestagen abzuhalten. Vorstand und Arbeitsausschuss wurden neu gewählt, wobei der Vorstand aus sechs Mitgliedern und der Arbeitsausschuss aus 45 Mitgliedern bestand. Das Alter der Aktiven wurde auf 16 bis 30 Jahre festgesetzt. Beim Vogelschießen am 16. Mai 1953 in der Sandgrube Rinsch errang Wilhelm Rexforth die Königswürde. Er wählte erstmals in der Geschichte des Traarer Schützenwesens seine Ehefrau als Schützenkönigin. Alle nachfolgenden Schützenkönige sind diesem Beispiel gefolgt. Nach dem Schützenfest 1953 verblieb ein Kassenbestand von 662,65 DM. Die letzte Generalversammlung am 30. August 1953 beschloss, diesen Überschuss u.a. für die Instandsetzung des Kreuzes an der Ecke Rather Straße/An der Elfrather Mühle und für die Bezuschussung der Sankt Martins-Kostüme zu verwenden. Der verbleibende Rest sollte in gleichen Teilen an die katholische und evangelische Kirche gehen. Am Ende beschloss die Versammlung, Ostermontag 1958 eine Versammlung einzuberufen, die darüber entscheiden soll, ob das Schützenfest nicht alle fünf Jahre stattfinden sollte.

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Schützenfest 1953 

Um etwas mehr Zeit für die Festvorbereitungen zu haben, wurde die nächste Generalversammlung jedoch nicht erst Ostermontag 1958, sondern schon für den 4. November 1957 einberufen. Sie diente vor allem der „Klärung der Frage, ob entgegen der Tradition das nächste Schützenfest schon im Jahre 1958 stattfinden solle. Mit großer Mehrheit bekundete die Versammlung den Willen Veranstaltung dieses Schützenfestes". Dadurch wurde eine ganz wesentliche Änderung des Schützenlebens in Traar vollzogen: Die Traarer Schützenfeste wurden nicht mehr im zehnjährigen Abstand, sondern alle fünf Jahre veranstaltet. Die Gründung eines ständigen Schützenvereins wurde von der Generalversammlung im Jahre 1958 allerdings noch abgelehnt. Beibehalten wurde 1958 im Übrigen die alte Regelung, dass alle Traarer Bürger, die weder aktives noch passives Mitglied des Schützenvereins waren, keinen Zutritt zu den Festveranstaltungen im Zelt hatten.

geschichte6Schützenfest 1958

 

Nach dem neuen Turnus fand das nächste Schützenfest in Traar 1963 statt. In der Folgezeit wurde ohne Unterbrechung alle fünf Jahre ein großes Schützenfest durchgeführt. Da viele Leser diesen Teil der Vereinsgeschichte selbst miterlebt haben, soll an dieser Stelle auf eine detaillierte Darstellung verzichtet werden. Im Übrigen ist diese Entwicklung in den Festschriften, die seit 1933 zu jedem Schützenfest herausgegeben worden sind, bereits im Einzelnen dokumentiert worden. Aus der jüngeren Vereinsgeschichte soll hier deshalb nur noch erwähnt werden, dass es bis zum Schützenfest 1988 prinzipiell dabei blieb, dass der Bürgerschützenverein seine Aktivitäten nach jedem Schützenfest einstellte und erst frühestens eineinhalb Jahre vor dem nächsten Schützenfest wieder zum Leben erweckt wurde.

 

Nachdem der Bürgerschützenverein im Sommer 1991 im Hinblick auf das bevorstehende Schützenfest 1993 wieder aktiv geworden war, beschloss die Jahreshauptversammlung am 24. Januar 1992 die Gründung eines eingetragenen Vereins und verabschiedete gleichzeitig erstmals eine Vereinssatzung. Durch den Hinweis auf das Jahr 1850 im neuen Vereinsnamen sollte deutlich gemacht werden, dass der Verein sich als Nachfolger der Traarer Schützengesellschaft von 1850 ansieht und der alten Tradition verbunden bleibt.
Der Bürgerschützenverein wurde sodann am 25. März 1992 beim Amtsgericht Krefeld in das Vereinsregister eingetragen. Für die Umwandlung in einen eingetragenen Verein sprachen damals zahlreiche Gründe. Vor allem hatten die Traarer Schützenfeste eine solche Größenordnung erreicht, die eine viel längere Vorbereitungszeit und eine kontinuierliche Vereinsarbeit erforderte. Als weitere Konsequenz aus der geänderten wurde auch das Vogelschießen jeweils in den Herbst des Vorjahres vorverlegt, so dass erstmals für das Schützenfest 1993 der König schon am 13. September 1992 ermittelt wurde.

Die Begeisterung der Bevölkerung für das Schützenwesen ist in Traar erfreulicherweise nach wie vor ungebrochen. Zu den Schützenfesten werden die Häuser und Straßen von den Anwohnern bunt geschmückt, und die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder des Bürgerschützenvereins wächst immer weiter. Am Schützenfest 1998 haben sich fast 420 aktive Traarer Schützen in 27 Gruppen beteiligt. Bei Traarer Schützenfesten haben alteingesessene und neuzugezogene Bürgerinnen und Bürger gute Gelegenheiten, einander näher zu kommen und Freundschaften zu entwickeln. Das Schützenwesen verbindet in Traar auch alle Generationen miteinander. Hier feiern jung und alt gemeinsam, was gerade in der heutigen Zeit immer weniger vorkommt. Dem Bürgerschützenverein bleibt zu wünschen, dass er diese verbindende Kraft auch in Zukunft behält und dadurch eine wichtige Aufgabe für das Gemeinwesen erfüllen kann.